Klimawandel - Was geht's uns an?

Gerade weil wir Kinderfreund:innen sind, haben wir dieser Tage einen ganz klaren Auftrag: Nämlich uns jetzt mehr denn je an die Seite der Kinder zu stellen. Denn es geht um nichts weniger als ihre Zukunft und das Überleben der Erde und der nächsten Generationen.

Ein Text von Daniela Gruber-Pruner

 

Die Lebenswelt von Kindern zu verbessern, treibt uns Kinderfreund:innen seit jeher an. Es war gleichermaßen 1908 der Gründungsgedanke unserer Bewegung.

 

TRIEBFEDER UNGLEICHHEIT

Ob katastrophale Wohnverhältnisse, Leistungsdruck in den Schulen, Gewalt gegen Kinder, der skandalöse Umgang mit Kindern auf der Flucht … Immer haben wir dorthin geschaut, wo es Kindern nicht gut geht und wo wir als Kinderfreund:innen wirksam werden können. Und so gut wie immer steht dahinter ein großes Thema – nämlich die Frage der gesellschaftlichen Verhältnisse. Also wie alle Menschen miteinander verbunden sind und auch, wie sich Entscheidungs- und Besitzgewalt und schlussendlich auch Macht verteilen. Die meisten Sorgen, die uns als Kinderfreunde beschäftigen, haben am Ende damit zu tun, dass Menschen nicht gleichwertig sind, Entscheidungen nicht gleichberechtigt gefällt werden, Ressourcen nicht gleichmäßig verteilt sind und Wenige Macht über Viele haben. Kinder als gesellschaftliche Gruppe stehen da meist am untersten Ende der Hierarchie. Das äußert sich dann darin, dass Kinder überproportional bei Gewalterfahrungen, Armutserleben, Ressourcenknappheit, Ausbeutung und Abhängigkeiten betroffen sind. 

 

OHNE RÜCKSICHT AUF VERLUSTE 

Wir Kinderfreund:innen und auch viele Kinder halten solche Verhältnisse für eine große Ungerechtigkeit! Nun sehen wir uns einer Herausforderung gegenüber, die in ihrer Dimension und in ihren Konsequenzen alle anderen Themen toppt: der Klimawandel. Wenn wir es nicht schaffen, ihn einzudämmen, haben schon unsere Kinder und spätestens unsere Enkelkinder mit Problemen zu kämpfen, von denen wir heute erst eine vage Ahnung haben. Dass dieser Klimawandel die direkte Auswirkung der herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse ist, liegt auf der Hand: Jahrzehnte lang – spätestens seit der Industrialisierung und damit dem permanenten Erstarken des Kapitalismus – wurde ein Raubbau an den Ressourcen unseres Planeten betrieben. Ohne Rücksicht auf Verluste. Immer mit dem Ziel, mehr Profit zu machen. Dabei ist es wiederum so, dass die Wenigen, die besitzen und herrschen, unverhältnismäßig mehr von diesen Ressourcen nehmen und haben und dabei unverhältnismäßig mehr Schaden anrichten, als die Vielen anderen. 

 

ARMUT LÄSST SCHWITZEN 

Und auch in den individuellen Auswirkungen wird die soziale Ungleichheit sichtbar: Kinder in Familien, die von Armut betroffen sind, leiden viel mehr unter dem Klimawandel als andere. Sie leben vermehrt in Städten, in kleinen Wohnungen ohne Garten oder Balkon und können sich schlecht vor der zunehmenden Hitze schützen. Ihre Familien können nicht einfach umziehen, wenn es an einem Ort nicht mehr gut zu leben ist. Anders als reiche Familien können sie nicht zur Erholung ans Meer fliegen oder ihre Häuser mit Klimaanlagen ausstatten. Das alles wissen wir und wenn wir ehrlich sind, haben wir Erwachsene dieser Entwicklung zu lange aus Bequemlichkeit zugeschaut. Wir haben gehofft, dass schon alles nicht so schlimm werden wird und die Natur sich wieder erholt. Aber die Wissenschaftler:innen führen uns deutlich vor Augen, was passieren wird, wenn wir nichts dagegen tun. Neben den Expert:innen sind es vor allem die Jugendlichen selbst, die versuchen uns Erwachsene wachzurütteln. Sie organisieren sich seit vielen Monaten bei Fridays for Future und gehen weltweit in beeindruckender Masse auf die Straßen. Die Verzweiflung angesichts der Untätigkeit von Politik und Wirtschaft ist groß und die Aktivitst:innen müssen zu immer drastischeren Maßnahmen greifen. Dabei wissen wir doch alle, dass wir noch immer zu wenig gegen die ungerechten Verhältnisse und den Klimawandel tun. Wir als Kinderfreunde stellen uns daher mit allem, was wir haben, auf die Seite der jungen Menschen. Wir sind die Freund:innen der Kinder und Jugendlichen, die berechtigte Sorge um ihre Zukunft haben. Wir werde gemeinsam mit ihnen die Welt retten – daran führt kein Weg vorbei. 

 

KLIMAGERECHTIGKEIT 

Dass es nicht „nur“ um Umweltschutz und Klimaschutz geht, sondern für uns das Problem an der Wurzel gepackt werden muss, nämlich bei der Frage der Gerechtigkeit, ist sonnenklar. Wir finden: Die, die am meisten haben und erwiesenermaßen am meisten zur Erderwärmung mit all ihren Folgen beitragen, müssen nun auch den größten Brocken zur Bekämpfung liefern. Ihr Lebensstil, ihre Art zu produzieren, ihre Art zu entscheiden muss geändert werden. Wir als Kinderfreunde werden uns dieser Klimagerechtigkeitsfrage annehmen. Es überall dort, wo wir mit Kindern und Familien arbeiten, zum Thema machen. Gemeinsam mit den Kindern hinterfragen, was eigentlich genau los ist und warum sich die Dinge so entwickeln, wie sie es tun. Und wir werden natürlich darüber nachdenken, welchen Beitrag auch wir selber leisten können, um die Ungerechtigkeit und den daraus resultierenden Klimawandel zu stoppen. Aber eben auch, um die Entscheidungsträger:innen wach zu rütteln, damit endlich alles getan wird, um diese Welt und damit die Zukunft zu retten. Wir zählen darauf, dass wir das alle gemeinsam machen werden. Wir alle Erwachsenen an der Seite der Kinder und Jugendlichen. Denn wir sind die Kinderfreunde!